Eine Probe unter Karl Böhm, das war für viele Orchestermusiker kein Zuckerschlecken. Noch immer ranken sich um die Probenarbeit des peniblen und detailversessenen Kapellmeisters viele
- und nicht durchweg schmeichelhafte Anekdoten. Seinen Begriff von Probieren schildert Karl Böhm in seinen Memoiren folgendermaßen: Man muss eine ganz bestimmte Vorstellung von einem Kunstwerk haben und diese bei den Proben den Musikern bis ins kleinste Detail vermitteln, denn in der Kunst gibt es nichts, was nicht wichtig ist. Dieses gewissenhafte bis überkorrekte Arbeitsethos war Böhm bei der Erarbeitung der Notentexte von Richard Strauss geradezu heilig, denn dieser saß dem jungen Dirigenten bei den (Ur) Aufführungen buchstäblich im Nacken. Der Komponist begleitete die Karriere des hochtalentierten Dirigenten und Böhm empfand die ihm erwiesene Aufmerksamkeit oder gar Freundschaft als das größte Erlebnis meines Künstlerdaseins und fühlte sich als konkurrenzlos authentischer Strauss-Interpret.